Furka - Oberalpbahn
Alte Furka - Bergstrecke Km 56,3
Beim Bau der Furka - Oberalp - Bahn 1912/14 wurde zwischen Tiefenbach und Realp ein Lawinenzug, der sogen. Steffenbach, mittels eines Betonviaduktes in drei Öffnungen zu je 10 m Spannweite überbrückt, doch schon im Frühjahr 1915 fegte eine Grundlawine den Viadukt vollständig weg und trug Mauerwerkteile weit ins Tal. Diese üble Erfahrung zeigt, dass hier ein fester Viadukt nicht zweckmässig ist und, da man die Strecke nicht verlegen wollte, eine andre Lösung gesucht werden musste. In Folge des Krieges und seiner Nachwirkungen entschloss sich die Bahnverwaltung erst 1925, einen Wettbewerb zu veranstalten. Das Ergebnis waren sehr beachtenswerte Lösungen durch Brücken die man zeitweilig wegnehmen konnte. Die Ausführung wurde der Brückenbaufirma Theodor Bell & Cie., Kriens (Luzern), übertragen, der Bau 1926 beendet. Innerhalb der sechs Jahre hat sich die Brücke durchaus bewährt: in diesen Jahren gingen mehrere grössere Lawinen nieder, fügten jedoch dem Bauwerk keinen Schaden zu.
Die Strecke Oberwald - Sedrun der Furka - Oberalp - Bahn ist von Anfang Juni bis Anfang Oktober in Betrieb; während dieser Zeit muss die Brücke ihren Dienst versehen. Nachher wird sie jeweils abgebaut und lagert den Winter über, um zur nächsten Betriebszeit wieder aufgebaut zu werden. Den Auf- und Abbau führt eine Gruppe von sieben Mann in 12 und 10 h aus.
Die Brücke in Stahlkonstruktion besteht aus drei Teilen, Abb. 13: dem auf der Tiefenbachseite gelagerten Oberteil mit 11653mm, dem Unterteil auf der Realpseite mit 11298mm und dem Mittelstück mit 13290mm Spannweite. Sie liegt in einer Steigung von 110 ‰. Am Unterteil ist scharnierartig das Mittelstück angehängt. Ober- und Unterteil ruhen mit ihren äussern Enden auf den Wiederlagern im Brückenkopf, während die inneren Enden mittels Streben gestützt sind; diese Streben bewegen sich oben und unten in Zapfen, sind also keine starren, sondern Wippstützen, dazu bestimmt, den gelenkig an ihnen befestigten Brückenteil (Ober - und Unterteil) um einem Bogen gleich der Stützenlänge zu schwenken und ihn über die Talsohle auszuladen, Abb.13.München M 8860 Ing. Peter FesslerAls Hauptträger dienen zwei I Dip 85, die in 6100 mm Abstand durch Winkeleisenverbände versteift sind. Das Gesammtgewicht der Stahlkonstruktion beträgt 32 t, einschliesslich des Belages 47 t, wovon auf das Mittelstück rund 12 t kommen. Trotz der ziemlich grossen Gewichte geht der Auf- und Abbauau rasch und leicht von statten. Für den Aufbau der Brücke, s.Abb.13, werden zunächst die Haspel auf der oberen, der Tiefenbachseite, in bereits vorhandenen Fundamenten und die Montageböcke auf den Widerlagern mittels Seil und Flaschenzüge aufgestellt. Sodann wird mittels Flaschenzuges das Seil von einem Haspel über den unteren Bock zum einen Ende des unteren Brückenstückes, das Seil vom anderen Haspel zum andern Ende dieses Brückenstückes geführt und anschliessend das untere Brückenstück eingeschoben, wobei das Mittelstück frei zum Hängen kommt. Auf die gleiche Weise wird das Oberteil der Brücke auf der Tiefenbachseite eingeschoben und das Mittelstück durch einen Flaschenzug, der über einen inzwischen am innern Ende des Brückenoberteils aufgestellten kleinen Bock geführt ist, hochgezogen, eingepasst und verschraubt. Zum Schluss werden der kleine Bock, die Arbeitsbühnen, die Haspel und Seile entfernt.
Ähnlich sind die Arbeitsvorgänge beim Aufbau der Brücke. Hervorzuheben ist, dass alle Arbeiten von einer Seite, der Oberseite, aus erfolgen und nur Flaschenzüge und Seile wechseln; nur so ist es möglich die Arbeiten in der kurzen Zeit zu erledigen.
Abschrift aus
: Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
Bd. 77 , Nr.
13 , 1. April 1933 , Seiten 356/357
Abb. 13 Schema der Eisenbahnbrücke über den sog. Steffenbach zwischen Tiefenbach und Realp im Zuge der Furka - Oberalp - Bahn. Die Darstellung zeigt, auf welche Weise die Brücke ab-und wiederaufgebaut werden kann.
Die Arbeit an den Winden.
Ablauf des Brückenabbaues, dargestellt in 9 Sequenzen
© Seiten bearbeitet von Werner Heuberger, MFB Basel (www.mfb-basel.ch)
Buch : FO - Brig-Furka-Disentis, Pharos 1981